Donnerstag, 31. Oktober 2013

Das Leben dichtet unübertrefflich. Kunst hinzuzufügen ist da meist überflüssig.




Literatur zu studieren hat weniger mit schönen Büchern zu tun, als ich dachte. Ich kann mich nicht beklagen, es macht Spaß, literaturwissenschaftlich zu arbeiten, auch wenn mir die Empirie bitterböse fehlt - was ich vor einem Jahr niemals gedacht hätte. Allerdings sehe ich jetzt Theodor Storm und John Steinbeck in einem ganz anderen Licht. Selbst der Schimmelreiter, mit dem ich in der siebten Klasse gefoltert wurde, gefällt mir plötzlich (trotzdem bin ich noch der Meinung, dass bürgerlicher Realismus im Gymnasium der 7. Klasse absolut fehl am Platz ist)
Das Leben spielt so seine Spielchen mit mir. Ich mag die Uni und die neue Stadt, meine erste eigene Wohnung sowieso. Der Kaffee hier drin schmeckt ganz gut, wobei es gar kein Kaffee ist, nur Instant-Cappuccino. Nach Geistesblitzen suche ich hier drin vergeblich und auch Luhmann und Bordieu bleiben mir diesmal nicht erspart. Aber vielleicht werde ich ja doch eine Autorin, die 30 Jahre lang an ein und demselben Werk rumhantiert, ohne es jemals zu veröffentlichen, weil der hausgezüchtete Perfektionismus nicht zufriedengestellt werden dann. Dann ende ich als vereinsamte, chronisch untervögelte Frau späten mittleren Alters in der seichten Holzhütte im Wald um die Ecke am Strick, umgeben von 27 Katzen, die langsam anfangen, meine verwesenden Füße anzukauen - wobei das ein zu poetisches Ende für ein zu unpoetisches Leben wäre. Übrigens darf man als Literaturwissenschaftler das Wort "Werk" gar nicht mehr verwenden, weil mein geistiges Eigentum ganz für sich ohne mich stehen soll. Das wollte mir erst nicht so richtig in den Kopf, aber dann fiel es mir doch wie Schuppen von den Augen. Meine Erzählinstanz hier ist nur eine Funktion (vielleicht sogar Fiktion?) und wer schon mal Döblin gelesen hat, der weiß, dass auch in ihm kein Franz Biberkopf steckt. Persönlichkeit ist hier eine Illusion, die ich euch vorgaukle - anscheinend sogar sehr geschickt, wie mir scheint. Der Erzähler ist nicht der Autor und der Autor, das bin ich. Ist der Erzähler also doch nicht ich? Und warum weiß er dann so gottverdammt viel von mir? Na, auktorialer Erzähler nennt sich das. Der Arsch kann in meinem Kopf gucken und dann fröhlich in die Welt hinausposaunen, was er in meinen Gehirnwindungen vorfindet. Sehr abstrakt, zugegeben, außerordentlich abstrakt. Das Werk gehört also dem epischen Ich, das nicht ich ist, sondern ein anderes ich. Aber was bin ich schon? Schall und Rauch? Staub? Aber auch Staub wird unter Druck zu Diamant.

11 Kommentare:

Stella hat gesagt…

Wow, bin eben zum ersten Mal auf deinem Blog gelandet und so nach dem ersten Überfliegen muss ich sagen, dass ich ihn echt umwerfend finde :)
Werde mich mal weiter umschauen ;)

LG

http://fraulein-malu.blogspot.de/

Kathy hat gesagt…

Das Studium der Literaturwissenschaft ist wirklich mal so und mal so. Ich studiere es ja auch, und an manchen Tagen liebe ich es, und an anderen sitze ich vor Schiller oder Goethes Dramen und denke mir "puuuh, irgendwie..langweilig?!" Oh und das beste ist, falls du deutsche Literatur studierst, wenn du mittelhochdeutsche Seminare hast. Und mittelhochdeutsche Texte lesen darfst uuuund natürlich die mittelhochdeutsche Sprache lernen musst. Wuhu, das macht seeehr viel Spaß ;)

Bin seit langem mal wieder auf deinem Blog gelandet, und muss mir jetzt erstmal die ganzen verpassten Texte durchlesen. Deine Ar mit Worten zu jonglieren gefällt mir sehr, sehr gut.
Liebe Grüße

Kathy hat gesagt…

Oh sei froh. Auf mittelhochdeutsch kann man gut und gern verzichten :Db
ich studiere im schönen Paderborn komme aber aus dem Pott und wo studierst du?

Anonym hat gesagt…

Toller Text! :) Und das von jemandem, der sehr selten Blogs ließt sondern immer nur Bilder anguckt :D

Celly hat gesagt…

Guter Text! Hoffe, dein Studium gefällt dir weiterhin gut.

Zuckerbrotliebe hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Bittersüß. hat gesagt…

Ach Süße, dein hirnloses und grammatikalisch ekelerregendes Gelaber geht mir da vorbei, wo's dunkel ist. Du hast noch nicht mal die Eier dazu in der Hose, meine Kommentare zu veröffentlichen. Dass Sätze, die mehr als einen Nebensatz enthalten, nichts für dich sind, ist mir vollkommen klar, wenn man bedenkt, dass dein Leben nur aus Beauty- und Modehauls besteht. Dafür brauch man nicht sonderlich viel Grips. Wer sich geil dabei fühlt, 2-€-DM-Produkte vorzuführen als wären sie lebenswichtig, hat für mich so viel in der Birne wie'n Vakuum Luft. Du stänkerst hier auch nur rum, weil es dir nicht in den Kram passt, dass ich deinen Drogeriehaul schwachsinnig find und dir nicht einfach nur ein "Guter Einkauf!" ins Kommentar geklatscht hab. Wer mit Kritik nicht klar kommt und nur Heuchler haben will, die ihm an den Mund hinlabern, sollte seinen Gehirndurchfall am besten nicht öffentlich kommentierbar machen.

Melanie hat gesagt…

Bist du immer so unfreundlich denen Usern gegenüber die kommentare hinterlassen? Hatte deinen Blog eigentlich immer Recht streight gefunden aber das du anscheinend selbst keine kritik vertragen kannst zeichnet dich ja auch nicht gerade aus. Also du hast jedenfalls ne Leserin weniger.

Bittersüß. hat gesagt…

Nö, darum geht's auch gar nicht. Ich akzeptiere es vollkommen, dass Geschmäcker verschieden sind und nicht jeder gern das gleiche liest. Aber Madame da oben hat einfach nur ein Rachekommentar hinterlassen, weil ich ihr gesagt hab, dass sie sich lieber natives Olivenöl in die Haare schmieren soll, als angebliches Wunderöl von Gliss. Das Kommentar hat sie noch nich mal veröffentlicht, stattdessen gleich mal hier rumgestänkert und absolut unkonstruktiv kritisiert. Dann muss sie auch mit Gegenfeuer klar kommen.

Bittersüß. hat gesagt…

Komisch, liebe "Melanie", dass es dich gar nicht gibt und ich auch keinen Leser weniger verzeichne ;)

Ronja von Rönne hat gesagt…

komm zu mir nach Hildesheim und studiere literarisches schreiben. ich liebe mein studium.