Montag, 5. Januar 2015

Mein Silvester in Paris.










Wer Silvester genauso gern mag wie ich (nämlich gar nicht), ist in Paris genau richtig. Hier ist Feuerwerk absolut verboten, kein unnötiger Gestank, kein Geballer, keine Angst. Lediglich eine Lightshow am Eiffelturm gibt es. Dumm nur, dass dort irgendwie alle hinwollen und die Behörden die Métro-Ausgänge rund um alle möglichen Monumente absperren. Falls ihr dann auf die glorreiche Idee kommt, einfach eine Station früher auszusteigen und den Rest zu laufen: ihr seid bei Weitem nicht die Einzigen, die das so machen wollen. Menschenmassen deluxe, die sich durch die engen U-Bahn-Tunnel zwängen, Gegröhle und beißender Alkoholgestank an jeder Ecke. Wir verzichteten also direkt darauf, uns zum Eiffelturm, Triumphbogen oder zur Notre Dame durchquetschen zu wollen und wichen auf Pigalle aus. Auf dem Boulevard de Clichy steht bekanntlich das Moulin Rouge, rund herum sind Clubs und Bars. Das Viertel ist nicht mehr das angesagteste, dafür vergleichsweise preiswert. In einem Irish Pub läuteten wir das Neue Jahr mit einigen Bierchen ein. Auf dem Weg zurück zum Hotel überall laute Rufe: Bonne Année von jeder Ecke aus. 
Der Rest von Paris... Naja, wie man sich hätte denken können: total touristenüberfüllt. Als ich vor 10 Jahren mit meinen Eltern im Hochsommer eine Woche in Paris verbrachte, war die Stadt vergleichsweise leer. Vielleicht hat sich der Besucheransturm dank den Weihnachtsferien potenziert. Jedenfalls hörte man alle möglichen Sprachen in Paris - außer französisch. Überhaupt hatte die Stadt irgendwie rein gar nichts von französischem Charme, Charisma oder leichter Eleganz. Das französische Flair wich den Horden von Touristen, das Charisma flaute dank Regen ziemlich ab, die leichte Eleganz wurde vom permanenten Pisse-Gestank in der Métro übertönt. Zudem absolut überzogene Preise. Ihr wollt Kaffee trinken? Packt pro Tasse 8 € ein. Belegte Baguettes in einem süßen Bistro? Kleine und trocken-harte Brote plus spärlichem Belag ab 10 € aufwärts. Irgendwie wären diese Preise ja gar nicht so schlimm, würde man dafür wenigstens Qualität bekommen. Aber Fehlanzeige. Nach zwei Tagen entdecken wir allerdings, dass man im Quartier Latin (Nähe Notre Dame, Métro-Station St. Michel) vergleichsweise billig speisen kann. Fast jedes Restaurant bietet die sogenannten "Formules" an, wählbare Drei-Gänge-Menüs exklusive Getränke. Im Maison Blanche (Rue de la Huchette) aßen wir ein vorzügliches Käse-Fondue, mit Vorspeise und Dessert. Dazu gönnten wir uns Weißwein und Wasser. 60 € fanden wir dafür absolut angemessen. Ähnlich gute Preise findet ihr am Montmartre rund um die Sacré-Coeur (Métro-Station Anvers). Für die Gourmets unter euch: Schnecken und Muscheln bekommt ihr wirklich überall, in jeder kleinen Kaschemme. Ihr könnt also überall schlemmen was das Zeug hält. Gut shoppen könnt ihr im Forum Les Halles (Métro-Station Châtelet-Les Halles) oder am Montmartre in kleinen Vintage-Boutiquen.
Für Versailles fehlte uns leider die Zeit, in den Louvre kamen wir nicht hinein. Im strömenden Regen zwei Stunden anstehen, weil der direkte Weg von der Métro unterirdisch gesperrt war - nein danke. Stattdessen hielten wir uns lange im Musée d'Orsay und Hôtel des Invalides auf. Wenn ihr unter 26  und Bürger der EU seid, kommt ihr in alle Museen in Paris umsonst rein. Nutzt das! So viel Kultur und Kunst wie dort wird euch nie wieder über den Weg laufen. Generell würde ich sagen, dass Paris schon in Ordnung war. Aber ich würde euch eindringlich davon abraten, im Winter - und besonders zur Weihnachts-/Neujahrs-Zeit - dort hin zu fahren. Irgendwie hat mir der Trip nicht so viel Spaß gemacht wie im Sommer vor 10 Jahren. Packt euch außerdem gut Geld ein, sonst werdet ihr in Paris wirklich nicht glücklich.

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