Freitag, 2. Mai 2014

Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.




Es ist ganz einfach: Menschen sind geizig und faul. Es gibt nur einen minimalen Prozentsatz an Leuten, die bereit wären, für ein gutes Steak 8 € im Supermarkt zu zahlen. Jeder will seinen Burger für 99 Cent und das Schweinekotelett bei Lidl für 1,89 €. Essen ohne Fleisch ist immerhin keine richtige Mahlzeit und macht auch nicht richtig satt. Komisch, ich ess sowas nie und bin immer pappsatt. Mein Freund, der Bauarbeiter mit einem Grundumsatz von 5000 kcal am Tag, lebt mit mir an vielen Tagen auch fleischlos ziemlich glücklich und schlägt sich den Bauch derartig voll, dass er eher kugelt, als geht. Aber trotzdem, die Gesellschaft schreit, ohne Fleisch werde sie nicht satt. Weil es bei uns ja auch überall und ständig verfügbar ist. Es ist die einfachste - und meistens auch billigste - Art und Weise den Hunger zu stillen. 
Ich erinnere mich gut, dass es bei meinen Großeltern ungefähr zwei Mal die Woche Fleisch gab, an jedem zweiten Freitag Fisch. Und auch nur vom Metzger des Vertrauens, nicht vom Billigdiscounter um die Ecke. Heutzutage kommt bei den meisten Menschen sieben Mal die Woche totes Tier auf den Teller. Das Resultat: rund 70 % der Männer und 50 % der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. 
Die Geißel unserer Gesellschaft ist das, was ständig Unzufriedenheit reproduziert und uns einredet, wir könnten diese mit ständigem Konsum vertreiben. Der entfesselte Kapitalismus. Für das System sind Tiere nur Objekte - und der Konsument auch. Alles nur Objekte, die ein abstruses Wirtschaftssystem aufrecht erhalten, das unseren Planeten und auch den menschlichen Körper kaputt macht (tja liebe Leute, die permanente Fleischfresserei treibt nicht nur euren Cholesterinspiegel in erschreckende Höhen, sondern pumpt euren Organismus auch mit allerhand Hormonen und Medikamenten voll, die den Tieren zu Lebzeiten verabreicht wurden). Fleischessen bedeutet, zum Kollektiv zu gehören. Jeder, der anders denkt, wird als Öko verschrien, gehört nicht zur klassenlosen Gesellschaft derer, die sich beim leckeren Grillabend die Würtchen reinpfeiffen. Die Gemeinschaft derer, die sich einheitlich bei McDonald's tümmelt, exkludiert geschickt Individuen, die sich der Konformität nicht anpassen wollen. Und es ist kein neues Phänomen. Die Nazis haben es vorbildlich (und ich muss leider sagen, auch sehr klug) geschafft, die Menschen so sehr zu manipulieren, dass sie förmlich danach geschrieen haben, ihre Individualität aufzugeben. Fußball macht im Prinzip nichts anderes. Und Fleischessen auch nicht. Klingt befremdlich, aber ich betrachte die Massentierhaltung mit einem marxistischen Blick, obwohl ich kein Marxist bin. Sie passt aber nur allzu gut als Beispiel.

Im Übrigen will ich anmerken, dass ich niemanden missionieren will und das auch gar nicht die Intension dieses Textes ist. Ich lebe mit einer fleischessenden Familie, mit einem fleischliebenden Partner und würde nicht mal meinen Kindern verbieten, Fleisch zu essen. Wenn jemand die Entscheidung trifft, darauf zu verzichten, dann aus sich selbst heraus und nicht, weil Andere es ihm vorbeten. Ich bezwecke eher, zur Selbstreflexion anzuregen und dann doch noch mal drüber nachzudenken, welchen Preis man denn für Leben veranschlagen möchte - denn es ist und bleibt Leben und ob es weniger wertvoll ist als das menschliche, ist eine persönlich zu beantwortende, ethische Frage. 

6 Kommentare:

Gesehen, Getestet.. Gebloggt. hat gesagt…

"würde nicht mal meinen Kindern verbieten..." oha, wie großmütig.

Zwischen schwarz und weiß gibts nach wie vor ein paar Graustufen, die eben doch einmal die Woche 8 € für ein Steak hinblättern, weil man auch als Fleischesser drauf achten kann, regioal-nachhaltig und gesund zu essen... Aber nein, der Fleischesser wird per se als unreflektiertes Dummchen abgetan, das wiederum finde ich unreflektiert. Kein Fleisch essen ist weder die Lösung gegen Übergewicht noch gegen Zeugs, das im Körper nix zu suchen hat - Gemüse etc. wird genauso gespritzt oder auch genmanipuliert.
Ich finds super, dass der Trend gerade deutlich zum "Clean Eating" hingeht, aber das hat sich noch lange nicht soweit durchgesetzt, als dass man wirklich, WIRKLICH weiß, was im Essen drin ist oder wo es herkommt. Im Übrigen finde ich auch nicht, dass Fleischessen ein kollektives Verhalten ist, bzw den Blickwinkel recht komisch. Alles, was mehrere Menschen tun (und da wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, tun wir wohl alle oft das gleiche), macht uns ja dann laut deiner Theorie zum Kollektiv. Im Übrigen fühle ich als reflektierter Fleischessen mich übelst genervt vom missionierden Hipster-Veganer-Wannabe-Weltverbessrer-aber-immer-das-neuste-Iphone-Haber-und-bei-H&M-Käufer (scheiß auf Produktionsbedigungen und arme Inder, Hauptsache, das Rind ist glücklich!). Das ist einfach eine ätzende Doppelmoral.

Bittersüß. hat gesagt…

Du hast das, was ich geschrieben habe, entweder missinterpretiert oder ganz falsch verstanden. Ich hab in meinem Post eine Fleischesser per se denunziert (ich finde es aber sehr normal, dass sich Fleischesser gleich von so einer Meinung angegriffen fühlen - meine persönliche Erfahrung besteht leider fast nur aus dem Horizont, dass ich mich mit dummen Sprüchen "Du isst meinem Essen das Essen weg" rumschlagen muss, während ich dagegen sofort ein missionierender Dauernerver bin, wenn ich mal was sag - und das werden dir die meisten Vegetarier/Veganer sagen, also halt mal ein bisschen die Füße still), lediglich diejenigen, die meinen, ohne jeden Tag Fleisch ginge es nicht und sich dann auch noch drüber aufregen, wenn der Braten bei Lidl mal mehr als 2,99 € kostet. Und naja, das sind eben die meisten. Klar gibt es den Clean-Eating-Trend, aber das ist letzten Endes auch nur eine Randgruppe, das Gros der Gesellschaft wird immer bedenkenlos zu den Diskountern gehen und Billigware kaufen, die ökologisch unvertretbar produziert wird. Einerseits, weil viele es sich nicht anders leisten können, andererseits, weil sie es auch gar nicht wollen.
Ob du den philosophischen Aspekt meiner Meinung teilst, bleibt natürlich dir überlassen. Ich sehe ihn nicht als universell richtig an. Hab das auch nie behauptet.

Marie hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Marie hat gesagt…

Oh man, eigentlich mag ich hier gar nicht kommentieren... Immer diese Diskussion über Fleisch oder nicht Fleisch... Das bin ich irgendwie leid und es nervt einfach nur noch. Und ich schließe mich dem ersten Kommentator absolut an!

Gesehen, Getestet.. Gebloggt. hat gesagt…

Ich wollte dich und deine Einstellung auch in keinster Weise angreifen und mit den Missionaren meinte ich jetzt auch nicht dich, sondern das reelle Umfeld. Bei solchen Diskussionen bekomme ich immer den Eindruck als gäbe es nichts, aber auch wirklich nichts wichtigeres auf der Welt als Tiere, und da geht mir die Hutschnur hoch. Ich renne ja auch nicht ständig rum und schreie bei jedem H&M-Shirt, Schokolade, etc, die ich sehe "IST DAS FAIR TRADE? KANNST DU DAS MORALISCH VERTRETEN?" Bei deren Produktion bleiben Menschen auf der Strecke, aber das ist ja egal.
Das ist einfach ein Eingriff in die Privatspähre des Einzelnen und völlig unangebracht. Jemanden eine Problematik erklären und versuchen, aufzurütteln, ist ok, aber wenn er sagt "nein, ich habe mich informiert und für mich selbst entschieden, ich KANN das vertreten" - dann muss es auch mal gut sein. Aber wenn man sich bei jedem Fleischstück in der Mensa wieder die gleiche Diskussion geben darf - thanks, but no. Beim Thema Vegetarismus/Veganismus wird man sofort als unmündig erklärt, wenn man nicht den "einzig wahren Weg" anerkennt, und das ist es, was mir stinkt.

Aber prinzipiell wollen wir ja das gleiche. "das Gros der Gesellschaft wird immer bedenkenlos zu den Diskountern gehen und Billigware kaufen, die ökologisch unvertretbar produziert wird. Einerseits, weil viele es sich nicht anders leisten können, andererseits, weil sie es auch gar nicht wollen." - du eben im Bezug auf Fleisch, ich im Bezug auf zB die sog. "Fast Fashion" und andere Produkte.

samecookiesdifferent hat gesagt…

Hallo liebes - ich bin veggie seitdem ich 8 Jahre alt bin ;) aus voller Leidenschaft! I DONT EAT MEAT!

Dein text ist super - hast recht! Ich sehe alles genauso...

xoox looove L