Freitag, 6. Januar 2012

Black gives Way to Blue.



I don't wanna feel no more... It's easier to keep falling. Imitations are pale,
Emptiness all tomorrows, haunted by your Ghost. Lay down, black gives
Way to blue. Lay down, I'll remember you. Lay down, I'll remember you..

Alice in Chains - Black gives Way to Blue
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"Wie gut man jemanden kennt, hängt nicht davon ab, wie viel Zeit man mit demjenigen verbracht hat,sondern nur, wie nah man ihn an sich rangelassen hat." Das hätte ich wohl sagen sollen. Ob es klug gewesen wäre? Ich glaube nicht. Aber zumindest wäre es wahr gewesen. Und schlagfertiger. Um Meilen schlagfertiger als das, was ich letzten Endes gesagt habe. Im Übrigen habe ich es gar nie gesagt, ich habe es lediglich geschrieben. In dem ätzenden Chat in diesem noch ätzenderen, billigen sozialen Netzwerk, das durch 800 Millionen Nutzer so abscheulich reich und populär geworden ist, dass man es fast nicht umgehen kann, dort auch Präsenz zu zeigen. Und ich zeige mich da toll. Von meiner besten Seite, denke ich. Tiefgründig, kreativ, talentiert, eloquent. Aber wenn wir mal ehrlich sind, bin ich alles andere als das. Aber weil ich gern so tue, als sei ich es, wirtschafte ich, genau wie die ganzen anderen 799.999.999 Menschen in dieser konsumgeilen, unmenschlichen, profitorientierten Ellbogengesellschaft, Geld in die Tasche von Leuten, die sich einen feuchten Scheiß für mich interessieren.
Ich sitze also da. Vor dem grellen Bildschirm. Ich kann die Zahnrädchen in meinem Kopf förmlich rattern hören. Wie sie sich angestrengt drehen und knattern, während mein Herz fast aus meiner Brust springt, weil es so himmelhoch jauchzend klopft. Bei jeder Antwort denke ich über die mögliche Reaktion nach, die auf sie folgen könnte. Ob ich da grad das Richtige sage... Ich hab doch nich die geringste Ahnung, was an dieser ganzen Sache noch richtig ist, geschweige denn, was richtig daran sein könnte, dies oder jenes zu sagen..! Und überhaupt ist es doch egal, was richtig und was falsch ist. Wichtig ist nur, was wahr ist.
Wahr ist nämlich, dass mir dieser Satz da oben schlicht und ergreifend nicht eingefallen ist. Wegen der ächzenden Zahnrädchen in meinem verstaubten Hirn. Wegen meinem viel zu hohen Puls. Wegen meinen knallroten Wangen. Wegen meinem pochenden Herzen. Und weiterhin ist es absolut wahr, dass ich diesen Satz auch nicht geschrieben hätte, wäre er mir an besagter Stelle eingefallen. Denn wenn ich diesen Satz sage, muss ich auch sagen, dass du mich eben nicht an dich ranlässt. Weil du kein Interesse daran hast. Weil du kein Interesse an mir hast; an dem Menschen, der ich bin. Und das will ich noch nicht sagen. Stattdessen sage ich also etwas anderes - Pardon! - schreibe etwas anderes. Und bin danach mit mir selber unzufrieden. Und mit meinem Leben. Mit meinen Emotionen. Die neigen derzeit dazu, im Sekundentakt zu wechseln...
Letzten Endes ist es einfach nur wahr, dass ich mich selber nicht mehr wieder erkenne. Und auch gar nicht mehr ich selber bin. Oder zumindest nicht mehr die starke junge Frau, die ich bis vor einem knappen Jahr noch war. Vielleicht ist das ja gut so. Vielleicht bringt mich das alles ja weiter. Festigt meinen ohnehin schon gefestigten Charakter. Zeigt mir Seiten an mir, die ich bisher nicht kannte. Aber um welchen Preis?

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