Montag, 21. November 2011

Stillschweigen.

Gelb-orange, fast glänzend wie Gold, verschwindet die gleißende Herbstsonne hinter dem mit kahlen Bäumen gesäumten Horizont. Ich schaue direkt in ihr brennendes Licht und fühle den stechenden Schmerz in meinen Augen. Gleichzeitig atme ich die eiskalte Novemberluft so tief ein, dass ich fast Husten muss, so sehr frisst sich die Kälte in meinen Körper. Meine Hände spüre ich nicht mehr, tausend kleine Nadelstiche scheinen sich in sie zu bohren, sobald ich meine Finger
zu einer Faust forme.
Auf gewisse Weise tun diese Schmerzen gut. Sie zeigen mir, dass ich noch am Leben bin und nicht nur atme. Aber vor allem lenken sie mich von meiner schmerzenden Seele und meinem blutenden Herz ab. Denn das ist es, was wirklich weh tut. Mein Innerstes.
Es tut wegen dir weh. Weil es schon mehr als einen Monat her ist, seit du das letzte Mal mit mir geredet hast. Ich sehne mich danach, deine Stimme zu hören. Oder zumindest irgendwas von dir zu hören. An deinem Leben teilzuhaben. Ich sterbe fast vor Sehnsucht.
Aber schreiben kann ich dir nicht. Nicht wegen unserer Vorgeschichte. Nicht wegen all den Blamagen. Nicht weil ich mich wie ein Kleinkind benommen habe. Nicht weil ich Fehler gemacht habe. Nicht einmal weil ich Angst vor Zurückweisung hätte... Sondern weil ich dich verdrängt habe. Verbannt. Ins Exil.
Dass ich so gut wie nichts von dir weiß… Dass ein ganzes Land zwischen uns liegt… Dass ich für dich nur ein hübsches Gesicht unter vielen bin… Das alles kann ich wunderbar verdrängen, solange ich keinen Kontakt mit dir habe. Denn solange kann ich es vor mir herschieben, der bitteren Wahrheit ins Auge sehen zu müssen. Solange du unerreichbar bist, lebt der Traum weiter. Solange ich nichts von dir höre, kann ich die Illusion aufrecht erhalten. Die Wünsche und Tagträume haben nicht nur ihre Berechtigung, sie haben eine reale Chance.  Denn solange ich in heller Vorfreude auf das große Wiedersehen warte und es mir mit den schillerndsten Farben bunt ausmale, habe ich Hoffnung auf mein Happy End. Und solange wir nicht miteinander sprechen, kannst du mir diese Hoffnung auch nicht nehmen.

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