Sonntag, 23. September 2012

Summertime Sadness.



Mir ist heiß und schwindelig. Brennend bewegt sich die säuerliche Flüssigkeit in meinem Körper, wie sie will. Nicht, wie ich will. Und es tut weh. Ich verbrenne. Lege mich auf den kalten Badezimmerboden und hoffe auf Linderung meiner Schmerzen, die ich mir selbst zu verdanken habe. Ich schlafe ein. Zwei Stunden. Wache mit taubem linken Arm, Kopfschmerzen und mattem Körpergefühl auf. (Es empfiehlt sich nicht sonderlich, auf harten Fließen zu schlafen, möchte ich an dieser Stelle anmerken.) Ich hieve mich selber hoch, ziehe mit immensem Aufwand meiner schwachen Arme meinen schweren Körper in die Höhe und torkle in mein Bett. Meine Kehle fühlt sich zugeschnürt an, ich bekomme kaum Luft. Dicke, schwarze Streifen verlaufener Mascara kleben auf meinen Wangen. Mit blutunterlaufenen Augen sehe ich aus dem Fenster. Zart, fast silbrig, kitzelt die Sonne meine Nasenspitze. Ich drehe mich um, suche ungeschickt mit der Hand die verdammte Fernbedienung, die sich wie immer ganz klasse vor mir versteckt. Nachdem ich ordentlich Unordnung auf meinem Nachtkästchen angerichtet hab, schalte ich den Fernseher ein und sehe mit verschwommenem Blick einen alten Schinken, in dem Frauen mittleren Alters in Marlene-Dietrich-Hosen wie aufgescheuchte Hühner herumlaufen und wie wild gackern. Unerträglich, ein solches Gegackere in meinem Zustand! Ich schalte den Fernseher wieder aus und drehe mich erneut zur Sonne. Aber die Frauen gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich stelle mir vor, eine von ihnen zu sein. Mit roten Lippen und blonder Wasserwelle, irgendwo im Orangengarten einer schnuckeligen, kleinen Villa am Meer. Ich kann die salzige Meerluft und die Wassertröpfchen der sprühenden Gischt förmlich auf meinem von verschwommener Mascara klebrigen Gesicht fühlen. Ich träume von einem Haus an der Küste. Mit der wunderbar zartsilbrigen Sonne, die auf mein Himmelbett strahlt. Ich träume von einem Haus an der Küste. Weit weg von hier. Allein. Ich träume davon, meinen Frieden zu finden.

13 Kommentare:

Liv hat gesagt…

Ok.. wow.. was für ein Text. Irgendwie hat er mich jetzt niedergeschlagen.. ich traue mich gar nicht mehr, jetzt fröhlich zu sein.
Das ist hoffentlich ein sehr großes Kompliment, dass dein Text so berührt!
Ich hoffe dennoch, dass das alles nur deiner Fantasie entspringt.. :/

Andrea hat gesagt…

Gefühlvoller Text /:

ElisaZunder hat gesagt…

Tolles Foto Schönheit :)

Lisa hat gesagt…

Sehr schönes Foto- das Piercing gefällt mir!

Ich danke dir für dein ausführliches Kommentar. :-)
Habe dir darunter geantwortet.

Liebe Grüße

melfreakz hat gesagt…

Du schreibst oft Sachen, die einen so tief berühren, dass man sie mit einem Kommentar nicht kaputtmachen möchte...

Ich habe Dir für Deinen Blog einen Award verliehen. Weil ich finde, dass Du eigtl mehr Leser verdient hättest.

Ilka hat gesagt…

Am liebsten hätte ich jetzt geweint!
Dieser Text war so unglaublich gefühlvoll.. ohmann!

Anonym hat gesagt…

wow, echt schöner text! dein header gefällt mir auch sehr gut. ich kuk mal bisschen bei dir durch.

grüße :)
schönen montag
http://skips-a-beat.blogspot.de/

nyiloveyou hat gesagt…

Unglaublich...

viva la vida hat gesagt…

Oh wow, der Text nimmt echt mit und berührt voll...

http://viva-la-vidaaa.blogspot.de/

nyiloveyou hat gesagt…

Ich find´s auch doof, aber ich wehre mich nicht mehr dagegen :) Ich glaube, so eine sortierung passiert automatisch, weil man andere sofort versucht einzuschätzen. Das ist menschlich.
Nur ob man die Schublade zu macht oder geöffnet lässt, das ist für mich entscheidend :)

Lisa hat gesagt…

Toller Text, kann ich gerade nachvollziehen...

Me, exhaustless. hat gesagt…

Oha...ich hoffe, wir sehen uns so schnell wie möglich.

anneisnotarobot hat gesagt…

sehr traurig, aber extrem schöner text.

und du bist sehr schön.