Freitag, 20. Juli 2012

Spend too much Time with the wrong Reflection...



Menschen von großem Geiste sind selten große
Lacher und mehr der Melancholie zugetan...

Karl Julius Weber

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Huch, da sind sie ja auf einmal wieder: meine sehnlich vermissten Gefühle, die ich schon tot auf irgendeinem dreckigen, schlecht betonierten,  nach Abgas stinkenden Parkplatz voller Autoreifengummirückständen (Ekelhaftes Wort. Gibt's das überhaupt oder is das nur eine weitere meiner pseudokreativen Wortneuschöpfungen?) geglaubt hab. Ja, tatsächlich, sie haben sich nach einigen Wochen des kaltblütigen, quälenden Schweigens wieder leise zurückgemeldet. Aber jedem, der mit mir auf der beschissenen "Mein-Leben-ist-scheiße"-Welle surft und nun voller Zuversicht und Wohlwollen in sich hineinlächelt, weil er sich dem Irrglauben hingibt, dass nach der endlos langen Dürreperiode wieder ein Schlückchen Wasser in Sicht kommt, wenn sogar ein derart hoffnungsloser Fall wie ich im Stande war, das überlebenswichtige Glas Cola in der Wüste ausfindig zu machen, dem muss ich - nicht ohne einen Hauch Bitterkeit - sagen: Zu früh gefreut.
Mein emotionales Seelenleben, wie auch mein empathisches Vermögen gegenüber meiner sozialen Umgebung, beschränken sich nämlich in etwa auf die Größe eines Espressolöffels. Die permanente Unzufriedenheit mit meinen derzeiten Lebensumständen lässt lediglich Empfindungen wie latente Aggression, Überempfindlichkeit, Groll und Trauer zu. Man könnte auch sagen, ich bin anhaltend extrem leicht reizbar, scheiße drauf und reagiere in Sekundenschnelle auf kleine, belanglose Kommentare mit Blitz, Donner und Hasstiraden. End of Story.
Hurra, meine langsame Metamorphose vom ungehobelten Eisklotz zum abgestumpften Ekelpaket ist vollendet! Ich hab's auf die Art und Weise sogar geschafft, frühstmöglich den einzigen Kerl, der mich seit zwei Jahren überhaupt wieder interessiert hätte, abzusägen, bevor sich die Möglichkeit ergeben hätte, dass sich meine keinesfalls vermissten Weicheieigenschaften wieder trauen, an die Oberfläche zu drängen. Ein kleines Luftloch muss ich allerdings übersehen haben, sonst wäre diese komplett überflüssige und nichtsnützige Reue wohl nicht wieder auf den Plan getreten... Aber mit der werd ich schon auch noch fertig - und wenn nich ich, dann ganz sicher mein neurotisches Psychopatiker-Alter-Ego.
Festlich erhebe ich darauf nun mein wunderschönes Glas und lasse mir den guten, leicht überteuerten Rotwein schmecken, der mindestens genauso trocken ist wie mein derzeitiges Selbstbild und meine momentane Weltanschauung. Als Abrundung gönne ich mir dazu eine feine Schokolade, wundere mich aber, warum sie salzig schmeckt. Hab ich im Supermarkt während des abgehetzten Feierabendeinkaufs gestern um kurz vor acht in die falsche Ecke des süßen Regals gegriffen und das Verbrechen an der Natur schlechthin, Schokolade mit Meersalz (Meersalz?!?!?!), blind und schnell gekauft? Nein. Nein, es waren lediglich ein paar Tränen, die den Weg auf meine Lippen und in meinen Mund gefunden haben. Lediglich ein paar Tränen...

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