Montag, 11. Juni 2012

I hope this Message finds you well.

Ich glaube, du wolltest nicht gehen. Und ich kann dir auch nicht vorwerfen, du hättest es getan. Nein. Ich bin diejenige, die gegangen ist - und eisern ihr Schweigen hält. Warum ich dich ignoriere, weiß ich mittlerweile gar nicht mehr so genau. Ich weiß nur, dass ich da was angefangen hab, das mittlerweile sechs Wochen andauert und zum Selbstläufer geworden ist. Manchmal würde ich gerne wieder mit dir reden. Aber ich hab wirklich keine Lust auf Erklärungen, schwere emotionsgeladene Gespräche oder Smalltalk.
Ich hab mir unseren Nachrichtenverlauf durchgelesen. Zum Spaß. Spaßig war's aber nicht im Geringsten. An vielen Stellen... an vielen Stellen war ich ziemlich mutig. Hab geraderaus gesagt, was ich gefühlt hab - obwohl ich genau wusste, dass mir nicht dasselbe entgegen gebracht wird. Aber meistens war das, was ich gesagt hab, ein verzweifelter Versuch Anerkennung und Zuneigung zu erhalten. Mit anderen Worten: es war sinnlos. Einfach sinnlos.
Im Nachhinein komm ich mir ganz schön dumm vor. Wenn ich drüber nachdenk, ist mir das alles ganz schön peinlich. All die Blamagen, die dummen Handlungen, die ganzen von Whiskey getrübten Gespräche... Es war alles ein einziges Desaster. Pure Verzweiflung. Ich hab versucht, das Glück herbei zu zwingen. Weil ich endlich mal wieder glücklich sein wollte. Dabei hab ich ganz vergessen an dich zu denken. An das, was du willst. Oder auch nicht willst. Ich war egoistisch.
Vieles tut mir Leid. Für vieles müsste ich mich entschuldigen. Vieles war sinnlos. Aber naja... wenn man verliebt ist, macht man eben sinnlose Dinge. Manchmal schäme ich mich so sehr für das Ganze, dass ich dir nicht mal in die Augen schauen könnte, wenn ich es wollte. Ich weine deswegen immer noch an manchen Abenden in mein Kissen. Wenigstens bleib ich mittlerweile in der Öffentlichkeit stark. Letzten Endes beweise ich damit aber alles andere als Rückgrat.
Hätte ich Rückgrat, hätte ich mich nicht so still und klammheimlich aus deinem Leben geschlichen, weil mir alles so peinlich ist. Hätte ich Rückgrat, hätte ich mich verabschiedet - ungeachtet des Schmerzes und der Tränen, die dabei geflossen wären. Hätte ich Rückgrat, würde ich mit dir reden. Ich wüsste zwar nicht über was (mir kommt das hier ebenfalls sinnlos vor, genau wie alles, was ich dir sonst noch so sagen könnte), aber der stetig wachsende Druck in meinem Nacken würde dann wenigstens ein bisschen abnehmen. Ich würde gerne behaupten, dass es mich nicht mehr interessiert, was du denkst. An manchen Tagen ist das auch wahrheitsgemäß. Aber an den meisten... fehlst du mir einfach nur. Ich weiß... ich fehle dir nicht. Vielleicht kommt auch daher die Ignoranz. Ich ignoriere die bittere Wahrheit und all die Peinlichkeiten einfach weg. Und irgendwann... irgendwann wird es so sein, als hätte es sie nie gegeben, weil die Ignoranz sie langsam aber sicher aus meinem Erinnerungsvermögen streicht. Irgendwann wird es so sein, als hätte es dich nie gegeben. Ich denke nicht, dass dich das stören wird. Genauso wenig wie meine Abwesenheit in deinem Leben.
Ich glaube trotzdem, du wolltest nicht gehen. Und ich kann dir auch nicht vorwerfen, du hättest es getan. Nein. Ich bin diejenige, die gegangen ist - aber ich denke nicht, dass dich das großartig interessiert. Ja, ich bin diejenige, die gegangen ist - aber du warst derjenige, der mich nicht aufgehalten hat...

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